Ikigai: Rückblick auf die internationale Jugendtagung

In den letzten Tagen haben uns bewegende Rückblicke unserer Teilnehmenden aus Japan erreicht. Hier können Sie diese lesen:

Es handelt sich um Schülerinnen aus der Aichi Steiner Schule in Japan. Sie sind alle 17 Jahre alt.

Yuri Watanabe, Aichi (Japan)

渡辺友理 (WATANABE Yuri) 私はコンスタンツで開催されたユースフェスティバル「生き甲斐」に参加しました。 私が参加したワークショップの一つは、グルジアの民謡です。このユースフェスティバルでは、英語通訳をしていただいたものの、周りの会話はドイツ語が多く、言語の壁を感じていました。しかし、グルジアの民謡を皆んなで歌っている時は、言語を始め国籍や年齢も関係なく、その場にいる皆んなが一つになっているという感覚がありました。「音楽の力」のすごさを改めて感じることができました。 また、このユースフェスティバルではテーマである「生き甲斐」という言葉について考えました。同年代の子の生き甲斐についてのトークや、レクチャーを通して、「生き甲斐」について深めていきました。 ある日のレクチャーの中で、自分が目覚める、自ら能動的に行動することが大事だと語られていました。自分から何かをしようとするにはとても大きなエネルギーが必要だと思います。その原動力となるのが自分の「生き甲斐」だと思いました。生き甲斐を持つことで自ら外に働きかけることができるのだと思います。 自分の生き甲斐とは何なのか答えはまだ出ていませんが、このカンファレンスは自分にとって生き甲斐とは何なのかと考えるきっかけとなりました。考え始めなければ、答えに辿り着くこともないと思うので、とても大切な問いに出会えたと思います。

Für alle, die das nicht lesen können, ist hier die Übersetzung:

Ich habe an der internationalen Jugendtagung „Ikigai“ in Konstanz teilgenommen. Ich nahm auch an einem Workshop für georgische Volkslieder teil. Obwohl vieles auf der Tagung ins Englische übersetzt wurde, fanden die meisten Gespräche auf Deutsch statt, was mir das Gefühl einer Sprachbarriere vermittelte. Doch sobald wir gemeinsam sangen, spielten Sprache, Nationalität und Alter keine Rolle mehr, und wir wurden zu einer Einheit. So erfuhr ich die große Kraft der Musik.

Auf der Tagung beschäftigten wir uns intensiv mit dem Thema „Ikigai“. Durch Gespräche mit Gleichaltrigen und Vorträge vertieften wir unsere Kenntnisse über dieses Konzept. Ein Redner betonte, dass das, was man innerlich weckt und aktiv aus sich selbst heraus tut, sehr wichtig sei. Eigeninitiative zu ergreifen erfordere viel Energie, und ich dachte, dass diese Energie aus meinem Ikigai stammen könnte. Obwohl ich mein Ikigai noch nicht gefunden habe, gab mir die Tagung die Gelegenheit, darüber nachzudenken. Wenn ich nicht anfange, nachzudenken, werde ich keine Antworten finden.

Und die anderen zwei Berichte:

Koharu Nakamura, Aichi (Japan)

„Warum stehst du morgens auf?“ Diese Frage wurde mir zum ersten Mal gestellt, und ich konnte nicht sofort antworten. Die Begegnung mit dieser Frage brachte mich dazu, über mein Leben nachzudenken. Ein Leben ohne Reue ist nicht unbedingt ein gutes Leben, aber mein bisheriges Leben war nicht von viel Reue geprägt. Ich glaube, mein Leben entsteht aus dem, was mir begegnet. Manche sagen, ich sei noch jung, aber es gibt Gleichaltrige, die bereits aktiv in der Welt sind. Ich möchte, dass mein Leben aus guten Begegnungen besteht, um es stets zu verbessern.

Früher wollte ich so leben, dass ich mich nicht verstecken muss, wenn ich alte Bekannte wiedersehe. Nach der Ikigai-Jugendtagung möchte ich mein Leben so führen, dass ich auf obengenannte Frage antworten kann. Während der Tagung hatte ich viele wertvolle Gelegenheiten, mit Menschen aus verschiedenen Ländern zu sprechen. Ihre durch unterschiedliche Kulturen geprägten Gedanken waren immer etwas anders, was zu erfahren und zu teilen eine große Freude war. Trotz Unterschieden spürte ich, dass wir uns auf menschlicher Ebene verbinden können. Ich habe nun einige Menschen, die ich in der Zukunft wiedersehen möchte, und obwohl ich meine wahre Ikigai noch nicht gefunden habe, möchte ich Schritt für Schritt zu einer Person werden, die positiv und sinnvoll für die Welt ist.

Momoka Iwasaki, Aichi (Japan)

Auf dieser Jugendtagung stellte ich einen wesentlichen kulturellen Unterschied fest: Menschen in Deutschland suchen oft Blickkontakt, auch mit Unbekannten, was mich sehr überraschte. In Japan gibt es kaum Blickkontakt mit Fremden. In Japan hat man innere Grenzen zu fremden Menschen und manchmal sogar Angst vor ihnen. In Deutschland schien mir, als mache man keinen großen Unterschied zwischen Bekannten und Unbekannten. Diese deutsche Freundlichkeit gefällt mir sehr. Wenn ich nach Japan zurückkehre, werde ich das vermissen.

Das Thema dieser Tagung war „Ikigai“. Ich habe ein Ikigai: das Malen. Wenn ich male, verbringe ich jede freie Minute damit und denke ständig daran. Während des Malens konzentriere ich mich voll und ganz darauf und vergesse schlechte Erfahrungen. Mein Herz wird warm und mein Leben tief erfüllt. Manchmal frage ich mich, wie ich weiterleben würde, wenn ich mein Sehvermögen oder meine Hände verlieren und nicht mehr malen könnte. Würde ich ein neues Ikigai finden, das meinem Leben neuen Inhalt und Sinn gibt? Ein Ikigai kann eine Abhängigkeit schaffen; ohne es hätte ich Probleme. Ich könnte sagen, dass ich lebe, weil ich malen kann, und ich hoffe, dass ich mein Ikigai weiterhin ausüben kann.