Als Carola Gerhard im Priesterseminar in Stuttgart um Mithilfe bei der Organisation des Kinderzeltdorfes bat, sagte mir etwas, dass ich mitfahren müsse. Es war meine erste Erfahrung mit einer Kinderfreizeit der Christengemeinschaft – und zugleich die Überraschung meiner ersten Erfahrung.
Apropos Überraschung: Die erste Überraschung war die große Zahl der ganz jungen Jugendlichen, die sich mit Begeisterung, Vorfreude und Verantwortung in die Organisation einbrachten. Gemeinsam gestalteten sie die Vorbereitungstreffen – oftmals von Freitagabend bis Sonntagmittag. Sie kochten, bestellten Material, schlugen Änderungen für das Protokoll vor und brachten viele interessante Ideen ein. Sie waren auch für die Arbeitsgruppen des Kinderzeltdorfes verantwortlich: Billard, Tischtennis, Theater, Cyanotypie, Akrobatik, Zeitung, Kanufahren, Segeln, Schnitzen, den Wald erkunden … das waren einige ihrer Ideen für das Sommerlager.
Eine weitere Überraschung war die Offenheit und Herzlichkeit, mit der ich empfangen wurde – und der Raum, der mir gegeben wurde, um meine Jahresarbeit über den Frieden mit den Jugendlichen zu teilen oder andere Teilnehmer zum Sommerlager einzuladen. In einer späteren Phase der Vorbereitung stießen Imada von den Kanarischen Inseln und Paula aus Argentinien zu uns, was der Erfahrung eine besondere Qualität verlieh. Wir teilten kulturelle und sprachliche Aspekte miteinander, was sich auch auf alle Anwesenden auswirkte. Es war eine weitere schöne „Überraschung“, dass sie da waren.
Ein weiterer Moment, der mich beeindruckte, war der Aufbau des Kinderzeltdorfes: Es regnete, es war kalt, das Feld war leer – und wir mussten Zelte aufbauen, die Küche einrichten, Fahrten zur Scheune und zu den Anhängern organisieren … Würden wir überhaupt Zeit haben? Es gab Probleme, unvorhergesehene Ereignisse – und doch meisterten die Jugendlichen und Familien alle Herausforderungen. Die meisten Schwierigkeiten wurden von diesen jungen Menschen bewältigt, die zum Teil noch keine 23 Jahre alt waren. Ich konnte es kaum glauben.
Ein besonders starkes Bild habe ich noch vor Augen: Die langen Baumstämme – 13 Meter hohe Tipi-Stangen – lagen auf dem Boden, und Menschen jeden Alters, von den Kleinsten bis zu den Eltern, schälten die Rinde ab. Dann folgte der Aufbau des Tipis, eines zentralen Elements der Architektur des Kinderzeltdorfes – Teamarbeit, Präzision, alles unter dem wachsamen Auge und der Koordination einiger Jugendlicher und von Frau Gerhard.
Gleich gegenüber befand sich das andere Standbein des Kinderzeltdorfes: die Küche. Maria Haberstroh koordinierte gemeinsam mit den Jugendlichen den Aufbau dieses Zeltes, das sich – wie aus dem Nichts – in eine heimelige Küche verwandelte, mit Regalen, Vorhängen und allem, was dazu gehört. Ein weiteres Zentrum des Lagerlebens entstand: Hier kamen die Kinder vorbei, um etwas zu bestellen, zu plaudern oder einfach zu helfen.
„Einen sicheren und strukturierten Raum zu schaffen, in dem sich die Kinder frei bewegen können“ – das ist eine der Grundlagen des Sommerlagers.
Nach den Organisationstreffen und der erstaunlichen Helfergemeinschaft, die das Kinderzeltdorf trug, kamen schließlich die Kinder – und brachten eine neue Qualität in die Stimmung, wie nur sie es können. Ich könnte so viele Momente aufzählen: das gemeinsame Singen, Segeln auf dem See, Spielen, Gespräche mit Teilnehmern, die kreativen Workshop-Präsentationen für die Familien, das Verabschieden der Kinder am Bahnhof, das Schreiben von Postkarten beim Nachtreffen im September … das Erleben einer lebendigen Gemeinschaft, die wir alle atmeten, und die wertvollen Impulse, die diese jungen Menschen mitbrachten.
Doch eines möchte ich besonders erwähnen: die Bedeutung des Altars.
Der Altar war bei der Abendandacht, bei den Vorbereitungstreffen, bei der Menschenweihehandlung für die Helfer und bei den Sonntagshandlungen für die Kinder stets präsent. An diesem geliebten Ort, der das Kinderzeltdorf für uns alle ist, war der Altar immer dabei. Für manche Kinder ist es vielleicht die einzige Zeit im Jahr, in der sie ihn erleben.
In diesem Jahr hatte das Kinderzeltdorf noch eine besondere Bedeutung: Es feierte sein 30-jähriges Bestehen. Wir erlebten eine wunderschöne, von den Jugendlichen organisierte Feier, voller kleiner, berührender Details. Dreißig Jahre Begegnungen, Lernen, Erfahrungen, Freundschaften, Ideale … dreißig Jahre, in denen ein Raum geschaffen wurde, in dem den Ideen junger Menschen zugehört wird – in dem sie sich entfalten, schaffen und beitragen können; in dem Kinder einfach Kinder sein dürfen und von einem Mantel aus Freude, Lernen und Wärme umgeben sind; in dem Menschen aus anderen Kulturen und Sprachen willkommen geheißen werden und zu einem Teil dieser Familie werden.
Vielen Dank an alle, die dies immer wieder möglich machen – und:
Lang lebe das Kinderzeltdorf!
Gracias de corazón.
Eva Pons, Stuttgart

